Luftwiderstand 32B

[FRITZLX84]

Der Passat 32B glänzt ja nicht gerade mit einem besonders guten Luftwiderstandsbeiwert (Bsp.Santana 0,4)jedenfalls im Vergleich zum ähnlich alten Mercedes-Benz 190 oder dem Paradebeispiel Audi 100 C3 (Typ 44).
Wie sieht sieht es eigentlich aus mit der Stirnflaeche und dem sich ergebenden Luft Widerstand aus im Vergleich zum Beispiel auch mit dem Nachfolger 35i (mit wesentlich verbessertem Luftwiderstandsbeiwert aber auch ebenfalls vergrößerter Stirnflaeche)?

[Marc]

Moin Fritz,

soweit ich weiß, wird das zur Bereichnung einfach miteinander multipliziert.
Was für Werte hast du denn für 32B und 35i gefunden?

Viele Grüße
Marc

[FRITZLX84]

Hallo Marc,
Korrekt: LuftWiderstand = Luftwiderstandsbeiwert (cw-Wert) x Stirnflaeche.
cw-Wert 32B Stufenheck/Santana soweit ich weiß bei 0,40 (Formel E 0,38), SchrägHeck 0,38...
cw-Wert 35i bei 0,29?
Die Werte für die Stirnflaeche würde mich interessieren, weil der 35i doch breiter und höher im Vergleich zum Vorgänger geworden ist.
Daraus ergibt sich dann der Luft widerstand.

vg
Fritz

[Martin]

Hallo Fritz,

mit den Stirnflächen kann ich Dir zwar nicht helfen, aber daß der 32B nicht mit einem guten Luftwiderstand glänzt ist nicht richtig.

Bei Markteinführung Ende 1980 hatte er einen der besten Luftwiderstandsbeiwerte, die es damals gab. Nämlich Fliessheck Standard mit Cw = 0,38 und später Formel E mit Cw = 0,36. Die ein Jahr vorher (Ende 1979) auf den Markt gekommene Mercedes-Benz Baureihe 126 hat ebenfalls Cw = 0,36 und damit ein Ausrufezeichen gesetzt. Das Coupé (SEC) der Baureihe 126 (Ende 1981) Cw = 0,34. Die von Dir genannten Mercedes 190 (Baureihe 201) haben Cw = 0,33 und der Audi 100 (Typ 44) Cw = 0,30, sind aber auch erst 2 Jahre nach dem 32B auf den Markt gekommen. Auch wenn die erste sogenannte Ölkrise Anfang der 70er war, so waren die Entwicklungszeiten damals länger als heute und sicher die Autos, die erst Ende 1982 auf den Markt gekommen sind, stärker urch die zweite sogenannte Ölkrise beeinflusst.

[FRITZLX84]

Stimmt.Volkswagen war in den Pressemitteilungen recht Stolz auf die cw-Werte von Santana und Passat B2;aber es geht mir um den (Gesamt-)Luft Widerstand des grazilen B2 (noch graziler natürlich
der Vorläufer B1) im Vergleich den immer gewaltigeren Nachfolgern, deren Stirnflaeche!


Gruß
Fritz

[Roman]

Mal die offiziellen Maße (ich nehme mal den 32/33 dazu):
32/33 = Breite 1600 mm, Höhe 1360 mm, cw = 0,46 (vor FL) bzw. 0,40 (FL) bzw. 0,41 (FL mit Doppelscheinwerfer).
32B = Breite 1685 mm, Höhe 1385 mm cw = 0,36-0,4 je nach Karosserie.
35i = Breite 1705 mm, Höhe 1430 mm, cw = 0,29 beim Stufenheck.

32/33 Stirnfläche = 2,176 qm
32B Stirnfläche = 2,333725 qm
35i Stirnfläche = 2,43815 qm

Multipliziert mit dem cw-Wert:
32/33 vor FL = 1,00096
32/33 nach FL = 0,8704 - 0,89216
32B = 0,840141 - 0,93349
35i = 0,7070635

Grüße
Roman

[Tilman]

Der Passat B2/32b war im Design bereits Mitte der Siebziger praktisch fertig - der Designer nannte konkret das Jahr 1975 in einem Interview vor einigen Jahren. Verglichen mit Wettbewerbern wie Ford Sierra und Opel Ascona, die beide 1982 auf den Markt kamen, war das Modell entsprechend optisch nach zwei Jahren bereits eher alt, was sich dann auch in den Verkaufszahlen niederschlug. Die ab 1983 gebrachten Sondermodelle waren eine direkte Reaktion auf die neue Wettbewerbssituation. - Tatsächlich hat Aerodynamik beim 32b (1980) nur eine sehr untergeordnete Rolle gespielt, wie sich an den Formel-E-Zutaten ablesen lässt: Die zusätzlichen Kunststoffteile für den Frontspoiler hätte man ohne Probleme in Kotflügel und Frontmaske integrieren können. Erst beim 32b Facelift wurde beim Schrägheck mit der bündig verklebten Heckscheibe und dem serienmäßigen Heckspoiler auf Aerodynamik geachtet - ohne dass allerdings konkret ein besserer cW-Wert angegeben wurde...

- Beim 32b wurde anders auf Kraftstoffeffizienz geachtet, nämlich mit der schon erwähnten Formel E. Das kam leider beim Kunden auch nicht so gut an - vielleicht hätte man mehr mit den 4 km/h mehr Endgeschwindigkeit argumentieren sollen (Santana), eventuell hätten die Kunden dann mehr zugegriffen.

Verglichen mit dem Nachfolger B3/35i ist der 32b übrigens in den meisten Belangen geradezu primitiv - aber das hat ihm nicht geschadet: Während der komplexe 35i in seiner Produktionsgeschichte ein rein europäisches Phänomen blieb, lief der B2 als Stufenheck bekanntlich auf allen Kontinenten (außer Australien und Antarktika) vom Band. Quermotor, Seilzugschaltung, punktgeführte bzw. verklebte Scheiben und ein gegossenes, lackiertes Frontend aus Durokam wären da eher hinderlich gewesen.

Grüße
Tilman

[Chris aus Hamm]

...dazu kommt noch die Angst beim Formel E !
Abgesehen vom Kunststoff, Spoiler vorn und hinten, Windblenden.
Man stelle sich das mal in den 80ern vor. Das Auto hält an der Ampel. Man drückt nen Knopf. Der Motor geht aus. WAS IST WENN DER MOTOR NICHT MEHR ANSPRINGT ?!?!?!
Absolutes Hexenwerk.
Und all das zu dem lächerlichen Aufpreis?
Das kann doch nix gutes sein.
Und so hat das halt keiner so gekauft.

Gruss aus Hamm
Christian

[FRITZLX84]

Primitiv aber letztendlich doch vielleicht auch deswegen extrem erfolgreich!Dank an Roman und Tilman für die gewünschten Infos. Liegt der Luft Widerstand des Santana also im Bereich moderner Dickschiffe wie Beispielsweise dem Porsche Cayenne (0,96). Wie viel macht eigentlich ein weggelassener rechter Aussenspiegel wie bei den Grundmodellen z.T. damals üblich beim cw-Wert aus? Wieviel die schmalere Basisbereifung?

[Tilman]

...dazu kommt noch die Angst beim Formel E !
(...)
Man stelle sich das mal in den 80ern vor. Das Auto hält an der Ampel. Man drückt nen Knopf. Der Motor geht aus. WAS IST WENN DER MOTOR NICHT MEHR ANSPRINGT ?!?!?!
(...)

Das habe ich ja auch mal auf der Homepage etwas detaillierter beschrieben:
http://www.santanazentrum-bs.de/santana ... rmele.html

Grüße
Tilman