Zunächst fiel beim Audi auf, dass er mit Zeit immer schwächer wurde, der Kraftstoffverbrauch ging stattdessen hoch, bis er gar nicht mehr über 3500 RPM kam. Der eine Passat bockte nach dem Kaltstart und ruckelte unter Volllast wenn man ihn den Berg hoch jagte, lief aber sonst wunderbar und auffällig sparsam.
Zunächst wurde der Audi angegangen, die Fehlersuche zog sich lange hin. Nachdem das ganze Zündgeschirr, Benzinfilter und Luftfilter erneut und alles überprüft, eingestellt und durchgemessen war, stellte ich irgendwann fest dass der Kat geschmolzen war und kaum noch Durchsatz zuließ.
Da ich vorher schon die Zündkerzen erneuert hatte, fiel erst viel später auf, dass die eigentlich viel zu sauber sind. Also lag der Verdacht nahe, die Kiste läuft zu mager. Kraftstoffdruck hatte ich vorher schon gemessen, 5,4 bar auch unter Last beim bergauf fahren. Nach dem Abarbeiten des RLF Ke-Jetronik rückte der Drucksteller ins Visier. Kurz zur Erklärung der Zusammenhänge, der Drucksteller wird vom Steuergerät angesteuert und regelt über den Differenzdruck im Mengenteiler die Spritmenge. Er ist also ein Elektro-hydraulisches Stellglied.
Also Druckstellerstrom gemessen, auch hier plausible Werte zwischen 8 und 16 mA, beim Kaltstart ab 58mA fallend. Die Abgasregelung reagiert auch, also konnte ich mir das Durchmessen der Lambdasonde sparen.
Um genau zu sehen, was passiert, schweißte ich eine zweites Lambdasonden Gewinde vor dem Kat ein und installierte provisorisch eine AFR (Lambda) Anzeige.
Damit habe ich ja schon Erfahrung aus meinem Syncro 20V Turbo, hier natürlich in Verbindung mit der Abgastemperaturanzeige.
Nun zeigte sich, dass der Audi bei Teillast und im Standgas genau auf Lambda 1 (AFR 14,7) fährt, die Schubabschaltung dicht macht und die Volllastanfettung funktioniert, aber nur bis max AFR 13,5 ( Lambda 0,92). Die Volllastanfettung ist ja in erster Linie ein Bauteileschutz, um Überhitzungsschäden vorzubeugen.
Das kam mir ein bisschen wenig vor und daher tauschte ich einfach mal den Drucksteller mit dem vom dem gut laufenden schwarzen Passat. Drucksteller und Mengenteiler haben die gleiche Bauteile Nummer sowohl im Audi als auch im Passat, sind also identisch, nur die Steuergeräte sind unterschiedlich. Siehe da, jetzt ist die maximale Volllastanfettung bei AFR 12,5 ( Lambda 0,85).
Nun, Lambda 0,85 gefällt mir schon besser und sollte beim relativ hoch verdichteten Sauger passen. Zum Vergleich dazu geht mein Turbomotor bis auf Lambda 0,78 bei 1,6 bar Ladedruck.
Die ganzen Druckregler aus meinem Fundus, ob an Motoren oder Einspritzanlagen, die vor Jahren aus Schlachtautos kamen, habe ich dann der Reihe nach am Audi zum Probefahren montiert. Der war ja nun mit der AFR Anzeige, Multimeter für den Druckstellerstrom und Manometer für den Steuerdruck im Mengenteiler sozusagen ein fahrender Prüfstand. Das Ergebnis war wie erwartet, alle gebrauchten Drucksteller die seit über 10 Jahren ausgebaut liegen sind defekt, das Auto ist damit nicht fahrbar und der Motor läuft irgendwie stotternd mit Lambda 1,6. Ein Drucksteller der seit 6 Jahren liegt funktionierte noch, wieder sauber bei Teillast und Standgas, aber auch mit zu wenig Volllastanfettung.
Also wurde Geld in die Hand genommen und ein originaler NOS-Druckregeler als Neuteil bestellt. Mit dem ernüchternden Ergebnis, dass er im Audi wieder zu mager lief. Nach viel Zirkus mit dem Audi Teilehändler wurde das Teil dann zurückgenommen. Dem folgte ein Telefonat mit dem Ke-Jetronik Spezialist Boschdienst Küppers. Hier wurde meine Erfahrung betätigt, gebrauchte und überlagerte Drucksteller funktionieren nicht mehr richtig aber es gibt eine Nachfertigung aus dem Hause Bosch, die ich dann auch bestellt habe, 480€. Dieser lief dann immerhin mit Lambda 0,89, was sich wohl mit Werkstoleranzen erklären lässt, so wie es ja laut RLF bei Differenzdruckmessung des Mengenteiler ein recht großes Toleranzfeld gibt, der ja damit zusammenhängt. Nicht so richtig zufrieden baute ich nun alle Meßgeräte in unseren schwarzen Passat um, der läuft bei uns seit 22 Jahren störungsfrei und die Zündkerzen sind schön braun. Das Ergebnis machte mich dann doch fassungslos, der hat offensichtlich gar keine Volllastanfettung, es zuckt nur mal ganz kurz beim Gasgeben für eine Sekunde in Richtung AFR 14,0 ansonsten läuft er noch viel sauberer als der Audi immer auf Lambda 1, auch im Schubbetrieb, denn der JN hat ja keine Schubabschaltung. Das probeweise Tauschen und Probefahren von fünf anderen Steuergeräten aus JN Passat und den bereits als funktionsfähig getesteten Druckstellern brachte im Passat gar keine Änderung. Da fällt mir auch auf, der Audi hat einen Vollastschalter an der Drosselklappe, die JN Passat nicht. Doch fettet der Audi auch an wenn man nicht ganz Vollgas gibt.
Als letztes wurde der blaue Passat zum Testlabor, der wie eingangs beschrieben ruckelt und weiße Krusten an den Zündkerzen aufweist. Die erste Probefahrt wurde schnell abgebrochen, oh Gott, Lambda 1,3 bei Teillast und noch weiter abmagernd beim Beschleunigen. Nach der Montage eines neuen Druckreglers ist hier auch alles gut, genauso wie beim schwarzen Passat fast immer mit Lambda 1, aber auch ohne Volllastanreicherung.
Also Anscheinend hat der JN keine Vollastanreicherung, der höher verdichtete SD Motor im Audi (113 Ps) schon. Auch die Charakteristik des Motors mit kurzem 5-Gang Sportgetriebe als Drehzahlsau macht die Volllastanfettung nötig, während sich der JN mit seiner niedrigen Verdichtung und dem langen 4+E Getriebe gar nicht aus der Ruhe bringen lässt. Das würde im Umkehrschluss heißen, Tuningmaßnahmen im JN wie höhere Verdichtung durch die DZ Kolben sind gefährlich. Gibt es dazu Erfahrungen oder weiß da jemand was konkretes dazu, z.B. ob sich andere Steuergeräte verwenden lassen.
Audi 80 mit Ke

Adapterkabel um den Druckstellerstrom zu messen

Geschmolzener Kat am Audi


Lambdaanzeige, Drehzahl, daneben Abgastemperatur und weitere Anzeigen im Syncro Turbo

Eingeschweißte Gewindebuchse mit Breitbandlambdasonde zur AFR Messung am Audi

Lastfahrt mit maximaler Anfettung, Druckstellerstrom und AFR Anzeige im Blick

Systemdruck- und Druckstellerstrom Messung am schwarzen Passat, hier beim Kaltstart

30 Sekunden später...

Breitbandlambdsonde am schwarzen Passat

Um den Differenzdruck messen zu können, wurde ein Adapter an die Ringöse einer alten Einspritzleitung aus dem Fundus angelötet


Differenzdruck, Druckstellerstrom und AFR bei Teilllast im schwarzen Passat

Der schwarze Schlauch ist am Anschluss zur Differenzdruckmessung am Mengenteiler des Audi angeschlossen


Weiß verkrustete Zündkerzen im zu mager laufenden blauen Passat

Defekter Druckregler (grau) wird gegen das neue Bosch Teil (schwarz) getauscht

Viele Grüße, Matthias